Tanz

COMEBACK TRILOGY

drei Solos von Tomi Paasonen

COMEBACK TRILOGY

V E R G A N G E N H E I T - G E G E N W A R T - Z U K U N F T

Tomi Paasonen hat in den Jahren 2020-2021 eine Solotrilogie geschaffen:
Retrospectrum - 5 Solos for 5 Decades (2020), die rückblickend sein künstlerisches Archiv in eine Autobiografie umwandelt. Antibody (2020), in dem er auf die von der Pandemie geprägten Gegenwart reagiert und Lost And Found (2021), in dem er sich in eine fiktive Zukunft begibt.

Um sein 30-jähriges Jubiläum als Choreograf zu feiern, werden alle drei Stücke nacheinander gezeigt. Dieser epische Spagat soll den Charakter der Trilogie verdeutlichen, genauso aber die Besonderheit jedes einzelnen Stückes herauskristallisieren – so dass jedes Stück für sich die Chance erhält, an Eigenart zu gewinnen und miteinander zu kontrastieren.

Wiederaufnahme - Gefördert durch: Die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Foto: Retrospectrum/Teodora Simova

PROGRAMM:

Mi, 3. August, 19 Uhr
Retrospectrum - 5 Solos for 5 Decades

Fr, 5. August, 19 Uhr
Antibody

So, 7. August, 19 Uhr
LOST AND FOUND

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Mittwoch 3. August, 19 Uhr
Retrospectrum - 5 Solos for 5 Decades

In Retrospectrum - 5 solos for 5 decades lässt der 50-jährige Choreograf und Tänzer Tomi Paasonen das kinetische und ästhetische Archiv seiner Arbeiten durch den eigenen Körper fließen. Noch nie zuvor hat er in einem seiner eigenen Stücke getanzt, seit ein Unfall 1997 abrupt seine Tanzkarriere beendete. Mit diesem Solo verwirklicht er etwas, dem er jahrzehntelang ausgewichen ist – sein erstes Solostück.
Nach fünf Jahren als künstlerischer Leiter eines Tanzzentrums in Finnland, ist er zurück nach Berlin gekehrt und beschäftigte sich neun Monate lang intensiv mit der Archivierung seiner Arbeit – um diese Phase schließlich physisch weiterzuführen. Retrospektrum ist zugleich eine Retrospektive und ein eigenständiges Stück, das ein Lebenswerk neu fokussiert. ein Blick zurück, der nach vorne geht. Eine quere Autobiographie, die Welten auffächert, die aus einem Prozess der Archivierung, Konsolidierung, Destillation und Neuverkörperung früherer Arbeiten resultieren.

Das Stück besteht aus fünf verschiedenen Akten, die je eine Etappe seines Lebens und seiner Tanzgeschichte beschreiben. In „Schöntanzen” bewegt er sich durch die Leichtigkeit seiner Kindheit, gefolgt von „That Old Love” in dem er seine Erfahrungen in der Ballettschule und seine ambivalente Beziehung zu dieser Welt erkundet. In „The Machine” begibt er sich in den albtraumhaften Wirbel seines Unfalls und das daraus resultierende Kaleidoskop seines choreografischen Schaffens. In „When I’m King, I Just Begin” tanzt er durch die Labyrinthe seiner Karriere als Choreograf. Der letzte Teil „Perseverance And Persistence” beginnt mit einer Meditation über sein Rückkehr nach Finnland, wo er sich um das Ableben seiner Eltern zu kümmert und mündet in eine Huldigung an die Ausdauer und Beharrlichkeit von freischaffende Künstler.

Choreografie, Tanz, Videos, Soundtrack: Tomi Paasonen
Lichtdesign: Asier Solana
Bühnenbildassistenz: Gabriel Walsh
Tonassistenz: Yuko Matsuyama
Kostümassistenz: Anne Fidler
Abspann Video: Colin Comfort
Mit Musik von John Metcalfe, Bronski Beat, Mike Koloska, Dr Aaron Wolf Baum, The Space Lady, Kate Bush, Snorri Hallgrímsson und Til Kerlen.
Dauer: 120 Minuten + 15 Minuten Pause
Eine Produktion von Tomi Paasonen in Koproduktion mit DOCK ART.
Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

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Freitag 5. August, 19 Uhr
Antibody

Dieses Stück ist Ergebnis eines Kollateralschadens: Nachdem Tomi Paasonen seinen Job im August 2020 aufgrund der Pandemie verloren hatte, wurde er gebeten am Hybrid Festival teilzunehmen. Er entschied sich spontan dafür zwei Wochen allein ins Studio einzutauchen. Nach einer sechs-monatigen Periode globaler, kollektiver und individueller Isolierung, wollte er sich endlich abreagieren, und Luft schaffen. Inmitten dieses epischen Paradigmenwechsels, der uns zwang, unsere Gewohnheiten und Lebensweisen gründlich zu hinterfragen, begann er eine Welt aus Tanz, Materialität und Digitalität zu erbauen.

Dazu werden fünf Tanzsolos für Stillkamera und Green Screen in das Stück eingebettet.
Diese sind das Resultat eines DIS-TANZEN Rechercheförderung vom Dachverband Tanz Deutschland. Die Formen und Kompositionen der fünf verschiedenen Filme „Dancing with the Stars”, „Mercury”, „In Limbo”, „TV Screen” und “Consequences of Liminal Circumstances” entstanden hauptsächlich im Prozess des Schneidens und des Experimentierens mit den vielfältigen Möglichkeiten, Green Screen Technik als kompositorisches und choreographisches Element zu benutzen.

Das Solo beschäftigt einerseits mit den Neurosen des Körpers auf engstem Raum und andererseits mit dem Freiraum, den der digitale Bereich vortäuscht. Es zeigt unsere paradoxe Trennung von der natürlichen Welt. Es flieht in die dehnbare digitale „Wirklichkeit” der Fake News als Ersatz für unsere sozialen Bedürfnisse. Das Heimweh nach den verlorenen Lebensweisen führt den Protagonisten in die Irre. Er bindet sich an banale Details, um sich von den unsichtbaren Bedrohungen abzulenken, die ihn zwingen seine Prioritäten in Frage zu stellen. Vergebens.

Choreographie, Tanz, Videos, Bühnenbild, Kostüme, Requisiten und Soundtrack von Tomi Paasonen
Lichtdesign: Asier Solana
Letztes Video von Colin Comfort
Mit Musik von Nils Frahm, Róisín Murphy, Boney M, Alex Nickmann, Ixa, David Jude Thomas, Benedikt MacIsaac, Ilpo Väisänen und Tom Adams
Dauer: 70 min
Produktion CDC Company Berlin und Hybrid Festival Berlin und mit Unterstützung von DIS-TANZ-SOLO. Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR, Hilfsprogramm DIS-TANZEN des Dachverband Tanz Deutschland.

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Sonntag 7. August, 19 Uhr
LOST AND FOUND

LOST AND FOUND, das dritte und letzte Solostück seiner Solotrilogie ist das Ergebnis einer Umkehrung und das genaue Gegenteil des ersten Solos Retrospectrum. Anstatt zurückzublicken und in der Vergangenheit zu graben, verliert der Performer sich in zeitlose Zukunftslandschaften. Anstatt durch dokumentarische Schichten, wandern wir durch seine Träume. Anstatt seine Seele zu entblößen, versteckt er sich hier hinter Masken und fiktiven Charakteren. Anstatt unbeschwert und von Dankbarkeit durchdrungen zu sein, erforscht er die dunkleren Seiten seiner Imagination. Anstatt aus seiner persönlichen Biographie entspringen die Themen hier aus einer Reaktion auf die Welt.
Mit Lost And Found begibt Tomi Paasonen sich in eine weit entfernte Zukunft, auf unerforschtes Terrain und entwirft eine Reise ins Ungewisse, mit dem einzigen Ziel neue Genres und künstlerische Landschaften zu erforschen. Er tanzt bevor er zu denken vermag. Er schreibt poetische Texte, inspiriert von Architektur, Ästhetik, Soziologie, Insektenkunde und Science Fiction. Und er arbeitet zum ersten mal mit seiner Stimme, um gemeinsam mit dem Klangkünstler Alex Nickmann live Klangwelten zu erzeugen.
In Lost And Found hat der Choreograf genug von der Welt und gibt sich seiner eskapistischen Fantasie vollständig hin. Innere und äußere Abgründe, Höhen und Tiefen werden erkundet, während der Protagonist in einem Schwebezustand zwischen Fernweh und Heimweh navigiert. Aber der Fluchtversuch in imaginäre Welten gelingt nur zum Teil, denn egal wie weit weg von der Wirklichkeit er sich entfernt, überall wird er von dieser wieder eingefangen.

Choreografie, Tanz, Text, Stimme und Bühnenbild: Tomi Paasonen
Musik: Alex Nickmann
Licht: Asier Solana
Kostüm: Zoe Lohmann
Fotos: Jenkins Photography
Dauer: 80 Minuten
Eine Produktion von Tomi Paasonen in Koproduktion mit DOCK ART.
Gefördert durch: die Senatsverwaltung für Kultur und Europa